Manifeste der Hexenverfolgung in Bayern, begehrte Playboy-Ausgaben, Flirttipps für das kommende Studentendasein und Bücher mit Gestensteuerung waren nur einige Inhalte, die nicht unbedingt zu den typischen Erwartungen eines Bibliothekbesuchs zählen. Im Rahmen des Projekts „Wissenschaftliches Arbeiten, Informieren und Recherchieren“ besuchten die Schüler der E11 am 9.11.18 die Bayerische Staatsbibliothek und verbrachten dort einen unterhaltsamen Vormittag. Sie erhielten einen Eindruck über den gewaltigen Umfang an archivierten Medien und konnten außerdem praktische Erfahrungen zur wissenschaftlichen Recherche und Arbeitsweise sammeln.
10 MILLIONEN EXEMPLARE
Viele Bücher, viele Themen
Begleitet von Dr. Bielemeier, der die Führung sehr humorvoll gestaltete, schritten wir das vormals nur dem König vorbehaltene, mächtige Treppenhaus hinauf und erfuhren Details zur drittgrößten Bibliothek Deutschlands.
Dass sich der Bestand momentan auf ca.10,5 Mio. Exemplare beläuft und diese freilich nicht alle im Gebäude in der Ludwigstraße gelagert werden können, sondern nach Garching in die Speicherbibliothek ausgelagert werden müssen, erstaunte die Schüler ebenso wie das sog. Pflichtexemplarrecht. Dieses besagt, dass von jedem in Bayern erscheinenden Werk zwei Exemplare an die Staatsbibliothek zu liefern sind. In die Mengen, die dabei zusammenkommen, erhielten die Schüler einen kleinen Einblick, als sie durch den Allgemeinen Lesesaal und den Zeitschriftenlesesaal geführt wurden – bei Studenten/innen übrigens der Hotspot fürs akademische Flirten…
Die Tatsache, dass dort neben wissenschaftlichen Zeitschriften auch jede erdenkliche Illustrierte bis zur Fachzeitschrift des Alpaka-Züchtungsverbandes liegt, macht die Staatsbibliothek auch für Nicht-Akademiker zu einem attraktiven Rückzugsort. Enttäuschung schwappte aber über die Gesichter unserer Jungs, als sie erfahren mussten, dass der Playboy aufgrund seiner Begehrtheit nur am Empfang des Lesesaales erhältlich ist…
RECHERCHE, GOTT UND DIE WELT
Wissenschaftliches Arbeiten und Exponate
Nach Erläuterungen zu Details über den Bibliotheksausweis und die Allgemeine Ausleihe begaben wir uns schließlich in den Schulungsraum, um etwas über wissenschaftliche Recherche und Datenbanken zu erfahren. Mit einfachen Beispielen, die an den Unterricht angelehnt waren, Tipps zur Sucheingabe und gezieltes Aufrufen von Datenbanken gelang es Dr. Bielemeier, die eher trockene Thematik interessant zu gestalten und die Grundlage für eine Vertiefung im Schulunterricht zu gewährleisten.
Außerplanmäßig nahm er sich am Ende noch die Zeit, uns einen kurzen Einblick in die Ausstellung „Gott, die Welt und Bayern“ zu geben, worin Bestandshighlights von zehn regionalen staatlichen Bibliotheken Bayerns ausgestellt werden. Allerdings zogen uns nicht nur die Gutenbergbibel von 1454/55 oder der Hexenhammer von 1496 mit handschriftlicher Dokumentation einer Hexenverbrennung an, sondern auch der 3D-Buchbetrachter, der es ermöglicht, ein virtuelles Buch ausschließlich mit Gesten zu blättern, zoomen oder zu drehen. Eine wunderbare Verzahnung zwischen Technik und Altbestand und ein passender Abschluss eines gelungenen Vormittags.